Deutsch-israelisches Jugendaustauschprojekt mit Jugendlichen aus Israel – 15.-22. Dez. 2022 in Hamburg

Gemeinsames Gedenken auf dem Gelände des Konzentrationslagers Neuengamme

Eindrücke vom Austausch

Lehrerein Steffi Böhmann schreibt:

Äußerungen wie „Juden sind keine Menschen“ haben mich als Fachleiterin Religion der Stadtteilschule Öjendorf 2018 das erste Mal dazu veranlasst, für unsere 9.-11.Klässler einen Jugendaustausch nach Israel anzustoßen, der Aufklärung, Begegnung und Versöhnung von Jugendlichen zum Ziel hat.

Seitdem fliegen 13 unserer SchülerInnen jedes Jahr für eine Woche nach Israel, um für einige Tage in Gastfamilien zu wohnen und Land und Leute kennenzulernen (meistens in den Märzferien). 3-4 Wochen später kommen 13 israelische Schüler zum Gegenaustausch nach Hamburg. Gemeinsam mit ihnen erkunden wir Hamburg und forschen nach jüdischen Spuren in der Großstadt.

Dieser deutsch-israelische Jugendaustausch legt also seinen Schwerpunkt auf den kulturellen, religiösen und historischen Dialog. Ermöglicht wird das Ganze durch die finanzielle Förderung über ConAct, dem Koordinierungszentrum für den deutsch-israelischen Jugendaustausch. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) stellt Sondermittel für den Austausch aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) bereit. Ebenezer ist als Träger für diese Unterstützung sehr dankbar!

Das Programm ermöglicht einen Fokus auf das Leben in Israel gerade durch das Leben in Gastfamilien, durch den schulischen Einblick, aber auch durch Gespräche mit Palästinenser, Juden und Christen. Das Zusammenleben der Religionen werden die Teilnehmer hautnah in Jerusalem miterleben. Auf historischen Pfaden wandeln die Jugendlichen sowohl in Jerusalem und auf die Festung Massada hinauf. Sehr wichtig, um die israelische Geschichte zu verstehen, ist aber auch die Begegnung mit Holocaustüberlebenden, der Besuch in Yad Vashem und die Teilnahme an den geplanten Workshops zum historischen Verständnis.
Im Idealfall entstehen durch diesen Jugendaustausch zwischen den deutschen und israelischen Schülern und Kollegen neue langanhaltende Freundschaften und Dialoge der Verständigung.

Willst du mit dabei sein oder hast Fragen dazu?
Dann schreibe mir gerne eine Mail:
Stefanie.boehmann@stsoe.hamburg.de

Kibbuz Sdot Yam nördlich von Chadera

ISRAEL: Jugendaustausch: Angelika Pranzas und Lehrerin Steffi Böhmann erkundeten mit 15-17-Jährigen das Land. Begegnungen mit Israelis der Rabin-Schule in Tel Mond, mit Überlebenden und Gemeinden wirkten lebensverändernd! Schülerin Sarahs Eindrücke und Reflexionen sind auch auf der webseite der Schule:

https://stsoe.de/2022/09/24/traumlandsurteile/

„[Israel:] Ein Land, das hier in Deutschland von zig Vorurteilen geprägt ist. Ein Land, das durch die Suche nach Freiheit und Frieden gegründet wurde. Wieso Israel? Nach dem einwöchigen Erleben des Landes, nach dem Wohnen in einem israelischen Haushalt, nach Geschichten von Holocaustüberlebenden, nach Besichtigungen von Museen, nach Begegnungen mit israelischen Bürgern, nach der Auseinandersetzung mit dem Judentum. Wieso Israel? Wieso dieses Land, das nur nach Freiheit strebt?

Medien sagen viel. Doch das Erleben meiner Woche hier werden sie in den Medien nie so wiederspiegeln können: Die lebensfrohen Menschen, Jugendliche, die ganz so sind wie wir; die gastfreundlichen Familien, das Essen, mit dem wir dauerhaft versorgt wurden, die grüne Landschaft, das warme Meer, die blumigen Straßen. Klingt fast schon nach einem Traum oder? Und nicht nach den düsteren, bösen Urteilen, die schon über Israel ausgesprochen wurden.

Hinter all diesen Eindrücken verbirgt sich eine dunkle Geschichte, die Deutschland nie genug beleuchten kann. Also wieso nicht ich, wieso nicht wir? Ein Land, eine Gesellschaft, deren Vorfahren und immer noch betroffene Überlebende furchtbares Leid erlitten. Wir als deutsches Land sind es dem jüdischen Volk schuldig, deren Geschichte am Leben zu erhalten. Menschen starben, wurden misshandelt. Kinder, welche die Chance hatten, was Großes zu schaffen, sie sind verhungert, umgebracht, misshandelt worden. Wir haben die Kraft zu verhindern, dass dies jemals wieder geschieht. Dafür brauchen wir jedoch das nötige Wissen.

Ich verliebte mich in Israel, ohne es zu versuchen. Meine Austauschpartnerin, mit der ich mich von Anfang an verstand, die sich kaum von mir unterscheidet, ist mir so ähnlich. Wir beide lieben das Meer, wir beide lieben dasselbe Essen. Wir lieben auch das einfache Mit-Freunden-abhängen oder sich am Handy zu beschäftigen. Wieso sollte also ihr je Leid zugefügt werden und mir nicht? Wegen dem Glauben? Wegen der Herkunft? Wir sollten anfangen, Schritte vorwärts zu machen und nicht wieder die gleichen Fehler begehen und Menschen auf Grund von Religion, Herkunft, Rasse.. einzuteilen oder zu verurteilen. Israel – das vermeintliche Kriegsland, vor welchem man sich fürchtet. Es stellte sich mir als eins der warmherzigsten Länder vor, das ich je erleben durfte. Sie konnten uns vergeben. Nun sollten erneute Urteile der Vergangenheit begraben werden.

Die einzigen Wünsche? Frieden, Akzeptanz, Verständnis und natürlich Entwicklung. Für diese Ziele kann und sollte sich jeder einsetzen.“ Sarah P., 17Jahre, 17.09.22